Montag, 29. Oktober 2018

Los geht's!

Die Idee meine Erfahrungen als "schräger Vogel" mit bipolarer Störung in Form eines Blogs niederzuschreiben hatte ich schon länger.

Heute habe ich mir "ein Herz" gefasst und setze es - mindestens initial - in die Tat um. Ich schaue auf ein sehr ereignisreiches Jahr zurück mit bisher 2 hypomanen Phasen (andere sagen manisch, glaube ich aber nicht - ich bin bisher weder psychotisch noch sehe/höre ich Dinge welche nicht da sind noch bin ich im beruflichen Umfeld "untragbar" - im persönlichen Umfeld sieht es etwas anders aus wenn man meine Bald-Ex-Frau befragt; aber die ist in dieser Hinscht auch befangen 8-)

Es ist mir ausserordentlich wichtig hierbei anonym zu bleiben, aus dem einfachen Grund weil mein "reguläres Umfeld" nichts von der Diagnose weiss und höchstens am Rande etwas von meiner "Krankheit" (mag das eigentlich gar nicht so nennen) mitkriegt. Ja, ich bin ein recht gut angepasster Bipolarer - resp. schaue halt, dass meine "schlimmsten Auswüchse" im ganz kleinen Kreis stattfinden.

Ich werde folglich in all meinem Posts alles was mit Namen/Ort usw. zu tun hat möglichst verschleiern oder schlichtweg verfälschen um zu versuchen meine Anonymität zu wahren (das tue ich so lange, bis ich vom bloggen alleine Leben kann 8-)

Ich denke inbesondere beruflich würde es meinen "Ruin" bedeuten wenn diese Diagnose ans Tageslicht kommt. Es gibt mittlerweile einen Zirkel von Leuten welche in meine Erkrankung eingeweiht ist - ich habe also (ganz schizoid - aber damit greife ich vor) säuberlich getrennt eine Beziehungssphäre mit Leuten welche von meinen "Spezialitäten" wissen und andere nicht.

Ich plane das letzte Jahr - und all die daraus gewonnen Erkenntnisse - hier abzubilden. Die Quintessenz daraus mag ziemlich trivial klingen, der Weg zu dieser trivialen Quintessenz war aber recht lang und auch steinig für mich. Ich glaube - ganz typisch für die Hypomanie in der ich mich gegenwärtig befinde - sehr viele und teilweise "bahnbrechende" Erkenntnisse gemacht zu haben, die zwar keinesfalls die Welt revolutionieren, aber sehr wohl meine Welt sehr stark verändern.

Gleichzeitig ist dies auch mein allererster Blog, ich bitte also um Verständnis, falls ich hier bloggenderweise Anfängerfehler begehe...dies ist der erst Blogeintrag den ich gemacht habe. Alles was nun zu früher folgt werde ich mittels expliziter Datumseingabe von früher eingeben damit am Ende die Chronologie stimmt...

Ich werde nun nach und nach "Meilensteine ergänzen" zwischen "Tag 0" und heute - versuche mit den wichtigsten/grössten Meilensteinen zu beginnen - falls hier wer mitliest wird man also erst "grob die Geschichte" sehen und dann immer mehr und mehr Details dazwischen.

Vielleicht auch noch wichtig zu erwähnen - lange versuchte ich heraus zu finden "was ist es?", in der Meinung/Hoffnung ein Wort, eine Bezeichnung zu finden welche für meine "Störung" passt und dann behandelbar ist - die Auswahl möglicher "Worte" hierfür war/ist gross: ADHS, Asperger, Borderline, ... es hat eine ganze Weile gedauert bis ich begriffen habe, dass man auch "mehrere Störungen" parallel haben kann/darf...

Schwingende Grüsse

WaveFormer

PS: Ein schlauerer Name fällt mir derzeit nicht ein - er soll ausdrücken, dass ich versuche die Wellen meine Bipolarität zu beherrschen, ja sogar zu formen...

Dienstag, 13. Februar 2018

SKID-II - beinahe tödlich !

Untenstehend eine von mir selber gebastelte Auswertung des "SKID-II" Fragebogens. Ohne Anspruch auf absolute Richtigkeit.

Spinnen(r?)diagramm meiner "Persönlichkeitsakzentuierungen"





Wie kam es überhaupt dazu?

Meine nachweislich noch sehr unerfahrene Psychotherapeutin - mit der ich zu der Zeit nun wöchentliche Sitzungen hatte - hat mir diesen SKID-II vorgeschlagen. Als "Screening" - um mal zu sehen wo denn die Probleme liegen könnten.

Den Fragebogen dazu mit den unendlich vielen Fragen hat sie mir - auf meinen Wunsch hin - mit nach Hause gegeben.

Ich weiss noch genau, wie ich kurz davor war den Test wegzuschmeissen weil ich mir so überhaupt nichts davon versprochen habe. Ich nahm also die Blätter und wollte sie ins Altpapier werfen da stach mir eine der Fragen ins Auge...ich kann den Text nicht mehr exakt wiedergeben, aber die Frage war sinngemäss:

"Fällt es ihnen schwer sich von Dingen ohne emotionalen Wert zu trennen?"

Verdammt nochmal: "JAAA!"

Aber was hat diese Frage hier verloren und was hat das mit "psychischen Störungen" zu tun?
Mein Interesse war geweckt, also habe ich etwas angefangen zu googeln um zu erfahren wie dieser SKID-II auszuwerten ist.

Ich fand u.a. die Informationen hier:
http://www.sgipt.org/diagnos/SKID.htm#Inhaltsverzeichnis Interview Achse II

Also habe ich den Test selbst durchgeführt, so gut ich es verstanden habe ausgewertet und erhielt am Ende oben abgebildetes Spinnerdiagramm meiner "Akzentuierungen".

Mit depressiv hatte ich gar kein Problem - 100% Match. Negativistisch ungern, aber ja - wird wohl so sein. Paranoid...OK, klingt nicht wirklich nett, aber ja, mag auch sein, dass ich gewisse Züge habe...
Mit zwanghaft und schizoid konnte ich erst Mal so gar nichts anfangen. Je mehr ich mich aber darin eingelesen habe, desto mehr fand ich mich darin.

Erst nahm ich das alles aber auch nicht wirklich "ernst" - schliesslich habe ich das ja nur selbst "hobbymässig" ausgewertet.

Mittwoch, 13. Dezember 2017

Tag 0

Nachfolgend ein Post den ich in einem "einschlägigen" Forum gemacht habe - im Dezember 2017, das war nur wenige Tage vor der "Totaleskalation" unserer längst kaputten Ehe.

[ZITAT]
Ich weiss nicht genau, wieso ich das hier nun schreibe...wahrscheinlich um mich überhaupt irgend jemandem mitzuteilen und ein bisschen zu "rekapitulieren". Ich habe im Moment weder den Mut noch die Kraft irgendwem in meinem Umfeld die Diagnose "Bipolar Typ 2", welche ich vorgestern von der Psychiaterin erhalten habe, mitzuteilen; abgesehen davon wüsste ich auch gar nicht wem & wieso. Es weiss ja auch NIEMAND, dass ich mich mittlerweile so kaputt fühle, dass ich mich erst in ärztliche - und nun eben psychiatrische Behandlung - begeben habe. Ich bin (noch) hochgradig "funktionsfähig", arbeite und "funktioniere" auch für die Familie noch - aber in mir brodelt's mittlerweile gewaltig.

Vor mir liegt ein grosser Scherbenhaufen - eine kaputte Ehe aus der 2 kleine fantastische Kinder entstanden sind welche ich vergöttere (eines davon bestätigt hochbegabt, das andere wohl ebenso - nur noch nicht "diagnostiziert") und die mich haben erleben lassen, was LIEBE heisst/ist.

Dass mit mir selbst irgendwas "nicht stimmt" vermute ich schon seit über 25 Jahren. Ich war bis zur Pubertät nach aussen hin ein pflegeleichtes Kind (was man nicht von allen Geschwistern behaupten konnte) - intelligent und umgänglich, nur einfach ein bisschen weinerlich. Innerlich war ich schon damals teilweise sehr verzweifelt und traurig und habe mich selber gehasst, je älter ich wurde, desto schwieriger wurde das - hinzu kamen irgendwann phasenweise auch Schlafstörungen. Nach aussen war ich eigentlich genau so, wie es unsere "grosse" Tochter heute ist - sie ist (hoffentlich) auch noch ein paar Jährchen von der Pubertät entfernt.

Nach einer schwierigen Pubertätsphase - mit teilweise exzessivem Alkoholmissbrauch und sehr später körperlicher Reife hatte ich dann im Alter von 20+ auch endlich meine erste Freundin - was ich mir schon laaaange ersehnt hatte. Die "Beziehung" entstand im Urlaub - und im Alkoholrausch - war danach von wenigen Wochen Dauer und für mich selbst schlichtweg desaströs, sie hat mich nach wenigen Wochen "eiskalt abserviert" - ich litt enorm darunter, insbesondere auch in der Art und Weise wie ich "kaltgestellt" wurde und habe meinen nachfolgenden Hass und Groll auch auf meine Arbeitskollegen und Eltern gerichtet.

In der Folge davon (und weiteren unangenehmen Erlebnissen/Umständen) flüchtete ich mich ins benachbarte Ausland wo ich dann 4 Jahre blieb. Da gelang mir sowas wie ein "Neustart" - "mutterseelenallein" in einem fremden Land wo ich niemanden kannte. Da hatte ich - mit ca. 25? - das erste mal eine Beziehung zu einer Frau welche den Namen auch verdient, wohl kein Zufall, dass auch diese Beziehung unter grossem Alkoholeinfluss entstanden ist. Der "Schocker" in der Beziehung kam, als mich die Ex-Freundin dann irgendwann (weiss es nicht mehr, vielleicht nach 1 Jahr Beziehung?) darauf angesprochen hat, dass ich ihr bitte sagen solle, wenn ich sie nicht mehr lieben würde. Ich fühlte mich "ertappt", mein Feuer war längst erloschen - die Beziehung endete an diesem Tag.

Um es kurz zu machen - es folgten einige weitere Beziehungen nach diesem Schema (kennenlernen unter Alkoholeinfluss - jedoch immerhin tendentiell immer etwas weniger 8-); nach einer Verliebtheitsphase keine Gefühle mehr, sogar im Gegenteil mehr und mehr Groll gegen die Partnerin - nach aussen absolute Gefühlskälte. Das hat bisher jede zuverlässig in die Flucht geschlagen, inkl. meiner Noch-Ehefrau.

Ich bin nun Mitte 40 - hatte immer wieder mal kurz psychiatrische und/oder ärztliche Begleitung wenn es "gar nicht mehr ging". Vor wenigen Jahren hatte ich auch über einige Wochen Antidepressiva eingenommen - und ich erinnere mich noch genau wie gut ich mich dabei fühlte, wie toll das war plötzlich spontan wegen einer Kleinigkeit lachen zu können! Letztes Jahr hatte ich mich - auch auf Druck meiner Frau - auch schon einmal abklären lassen bez. Borderline und Asperger-Syndrom, dem entsprach ich dann aber so gar nicht.

Meine hypomanen Phasen sind mittlerweile (leider?) äusserst selten, ich kann mich kaum mehr erinnern. Dafür ist die Depression je länger je tiefer und auch länger anhaltend habe ich den Eindruck - einen "Normalzustand" kenne ich schon fast gar nicht mehr, vorwiegend bin ich depressiv.

Eigentlich beschäftigen mich aktuell 2 "grosse" Fragestellungen: 
  • stimmt diese Diagnose überhaupt? Kann es sein, dass ich so "alt" wurde und augenscheinlich so lange nach aussen "normal" durch das Leben gekommen bin trotz dieser Krankheit? Für meine Psychiaterin war die Diagnose nach 30 Min. bereits klar - die Behandlung soll schon nächste Woche mit Lithium starten...ich bin noch sehr unsicher ob ich das wirklich will
  •  bez. dem "Beziehungsmuster" hat meine Psychiaterin gemeint, dass ich möglicherweise gar nie verliebt war - sondern diese Frauen einfach in einer hypomanen Phase kennengelernt habe - was für mich irgendwo auch erklären würde, dass ich heute mit einer Frau verheiratet bin mit der ich eigentlich so gar nichts (ausser den Kindern) gemeinsam habe ...

Was mir weiter mit zunehmendem Alter auffällt ist, dass die Gleichaltrigen "in sich ruhen" - "wissen wie der Hase läuft" und wo sie hin wollen - ich selber aber keinen Plan habe, ja eigentlich glaube mich selber gar nicht zu kennen. Wer bin ich? Was bin ich? Was will ich? Ich habe eigentlich keine Hobbies mehr, keine Freunde, null Bock irgendwo auszugehen. Alles was ich noch mache ist: Arbeiten und für die Familie (resp. Kinder) da zu sein.

Ich glaube, sollte ich wirklich Bipolar bin, dann aber ziemlich atypisch - ich trinke praktisch keinen Alkohol (aber wenn dann bis zum Totalabsturz - aber wirklich nur 1 x im Jahr) und auch sonst bin ich komplett Suchtmittelfrei.

Die letzten Wochen/Monate waren die Hölle, ich stand "an allen Fronten" unter gewaltigem Druck (Familie & Beruf) - bin einige Male leicht ausgerastet (schreien, gegen Türen treten, ...) aber zum Glück nicht komplett durchgestartet.

So, ich könnte noch viel schreiben - aber eigentlich bin ich gespannt, ob irgend jemand etwas hierzu anzumerken hat, drum schiess ich das jetzt mal so los....so long! 
[/ZITAT]

Schwingende Grüsse

WaveFormer